Von den Little Five zu den Big Five in Namibia
- armin schädeli

- 4. Aug. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Jan.
Wer auf Safari geht, möchte die Big Five sehen. Doch in Namibia erhalten auch die kleinen Tiere einen grossen Auftritt. Zum Beispiel in der Namibwüste auf einer Tour mit "Living Desert" zu den Little Five. Und da es so ganz ohne die Big Five auch nicht geht, machen wir einen Abstecher ins Onguma Forest Camp in die Nähe des Etoscha Nationalparks. Dort gibt es einen Fotohide, in dem man man mit ein wenig Glück Tierbegegnungen auf Augenhöhne erleben kann.
Auf den ersten Blick wirkt die Dünenlandschaft südlich von Swakopmund in Namibia extrem lebensfeindlich und leblos. Auf den zweiten Blick auch. Es
braucht schon sehr erfahrene Augen, um hier Leben zu entdecken. Hier kommen die Guides von Living Desert Tour ins Spiel, einem Tourenanbieter, der in den Neunziger Jahren von Tommy Collard gegründet wurde mit dem Ziel, das Verständnis für das Ökosystem Küstenwüste zu fördern.

Vier bis fünf Stunden dauert die Suche nach den Little Five. Dazu gehören das Namaqua-Chamäleon, die Zwergpuffotter, der Shovel-Snouted Lizard, der durchsichtige Palmato-Gecko sowie die White Lady Spider. Während der Tour erfährt man viel über dieses fragile Gebiet und darüber, welche Wege die Evolution gefunden hat, um das Überleben in diesem regenarmen Gebiet zu

ermöglichen. Da ist beispielsweise der Skarabäus, der sich im Morgennebel mit dem Hinterteil nach oben auf einen Dünenkamm stellt und wartet, bis sich auf seinem Körper Tautropfen bilden und den Körper herunterlaufen bis zum Mund. Die Nähe zum Meer und das Aufeinandertreffen von warmen und kalten Strömungen und der damit verbundene Nebel machen hier den Unterschied. Gerade für Kinder ist die Tour ein tolles Erlebnis, quasi Live-Biologieunterricht. Unser Guide ging sehr auf die Kinder ein und erklärte Zusammenhänge einfach und gut verständlich. Und für alle schon etwas Älteren ist es eine seltene Möglichkeit, das Leben in der Namib-Wüste zu entdecken. Wer in Namibia in der Nähe von Swakopmund unterwegs ist und sich nicht nur für die Big Five interessiert, sollte diese Tour in Betracht ziehen.


Von den Little Five zu den Big Five in Namibia
Im zweiten Teil unserer Reise waren wir mit einem 4x4-Camper unterwegs. Natürlich verbrachten wir auch einige Tage im Etoscha Nationalpark. Im Etoscha hatten wir einige schöne Tierbegegnungen, wobei ich jederzeit die Nationalparks Botswanas bevorzugen würde. Die Camping-Plätze, die innerhalb des Nationalparks liegen, werden vom

Namibischen Staat betrieben. Sie bieten den Vorteil, dass man sich länger im Park aufhalten kann, sie sind jedoch eher rustikal und einfach gehalten. Zum Abschluss der Reise verbrachten wir ein paar Nächte im Onguma Game Reserve, das direkt an den Etoscha Nationalpark grenzt. Ich bin kein grosser Fan von solchen kleinen Game Parks (in Onguma sind es 340 Quadratkilometer), von denen es im südlichen Afrika sehr viele gibt. Zu sehr erinnern sie mich trotz ihrer meist respektablen Grösse ein wenig an Zoos. Für mich geht nichts über Nationalparks, die ohne Zäune auskommen und wo Tiere ihren natürlichen Wanderbewegungen ungehindert nachgehen können. Beispielweise so, wie dies in der Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area angedacht ist, welche Gebiete aus Sambia, Namibia, Botswana, Simbabwe und Angola umfasst. Dazu gehören auch der Chobe-Nationalpark und Okavango in Botswana, zwei der aus meiner Sicht wildesten und schönsten Nationalparks im südlichen Afrika.
Ein Besuch im Fotohide mit unerwartetem Besuch
Auf dem Gebiet von Onguma gibt es einen Fotohide. Solche Hides werden im südlichen Afrika immer beliebter. Anstatt mit dem Fahrzeug durch den Park zu kurven wartet man, bis sich Tiere dem Wasserloch nähern. Die Hides sind so gebaut dass man auf Augenhöhe fotografieren kann. Während in Europa solche Hides meist mit Spy-Gläsern (Mensch sieht raus, Tier sieht nur einen Spiegel) ausgestattet sind, wird beim Hide in Onguma ein Fenster geöffnet, um fotografieren zu können. Ich hatte den Hide gebucht in der Hoffnung, ein paar passable Fotos von Antilopen oder mit Glück Elefanten machen zu können. Die zwei Ranger, die uns abholten, hatten aber eine Überraschung für uns bereit. In der Nacht war ein - vermutlich junger - Löwe in den Hide eingedrungen und hat einen Bohnensack rausgeholt. Solche Säcke werden anstelle eines Stativs verwendet, um die Kamera zu stabilisieren.
Irgendwie ist es dem Löwen gelungen, eines der Fenster zu öffnen. Die Rangerin Wana meinte, die Löwen seien nach wie vor in der Nähe des Hides - und der junge Löwe werde nicht vergessen, dass sich das Fenster öffnen lässt. Der Zugang zum Hide erfolgt über einen Weg, der von einer Holzpalisade gesäumt

wird. Auf dem Weg zum Hide konnten wir durch die Lücken dieser Palisaden sehen, dass die Löwen mit dem Bohnensack spielten. Kurz nachdem wir den Hide betreten haben, war das Interesse der jungen Löwen geweckt. Sie näherten sich neugierig, schauten in den Hide und einer der Teenie-Löwen versuchte, mit der Pfote ein Fenster zu öffnen, Rangerin Wana hielt dagegen. Ein weiterer Löwe sprang aufs Wellblechdach. Interessanterweise fühlten wir uns zu keiner Zeit bedroht, es war vielmehr ein beeindruckendes Erlebnis, diesen Wildtieren so nahe zu kommen, vor allem für uns Raubkatzen-Fans. Etwas mulmig war uns, als wir den Hide verlassen und zu Fuss zum Fahrzeug gehen mussten. Wana hatte zwar überprüft, ob die Löwen weg sind, aber ich war froh, dass kein Nachzügler auf dem Dach herumlungerte.






























