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Autorenbildarmin schädeli

Berberaffen in Gibraltar

Heute wollen wir das natürliche Verhalten von Berberaffen kennenlernen. Und das ausgerechnet im vom Massentourismus geplagten Gibraltar. Eine Mission Impossible? Nicht für den Primatologen Brian Gomila und die Teilnehmer seiner Tour "Monkey Talk".


Auf dem Bild sind ein Paar mit einem Berberaffen im Sonnenuntergang zu sehen.
Primaten unter sich. (c) Armin Schädeli

Touristen, die Affen necken und erschrecken, wenn die Tiere danach zudringlich werden. Berberaffen, die Essen klauen und Touristen auf die Schultern springen. Der Felsen von Gibraltar ist ein ziemlicher Zirkus. Dies ist sicher nicht der richtige Ort, um mehr über diese Tiere zu erfahren. Das stimmt so lange, bis man Brian Gomila kennenlernt. Brian ist ein Mann mit einer Mission: Der Primatologe zeigt den Besuchern die Berberaffen so, wie sie wirklich sind. Abseits der touristischen Trampelpfade führt er seine Gäste zu den ruhigen Orten des Gibraltar Rock. Er kennt ihre Futter- und Schlafplätze und weiß, wie sich die Tiere im Laufe des Tages bewegen und wo sich am besten ihr natürliches Verhalten beobachten lässt.

Wie die Berberaffen nach Gibraltar kamen

Lange war es ein Rätsel, wie die Berberaffen nach Gibraltar kamen. Lebten sie schon immer im Süden Europas und handelt es sich um die letzten Überlebenden einer einst grösseren Population? Oder kamen sie über ein geheimnisvolles Höhlensystem unter der Meerenge von Gibraltar bis nach Europa? Die Wahrheit ist weniger abenteuerlich. Genanalysen haben

Es ist ein Gemälde zu sehen, auf dem ein Berberaffe auf einem Schiff in Richtung Gibraltar fährt.
Das Bild wurde mit Künstlicher Intelligenz generiert (Midjourney)

gezeigt, dass die Tiere in Gibraltar eng verwandt sind mit ihren Artgenossen im Atlasgebirge in Marokko und jenen in Algerien. Sehr wahrscheinlich wurden sie von den islamischen Eroberern der iberischen Halbinsel auf Schiffen nach Europa gebracht. Einige Tiere sind ausgebüxt, haben sich vermehrt und auf dem Felsen von Gibraltar ein geeignetes Habitat gefunden. Aber ganz fremd sind die Berberaffen in Europa offenbar nicht. Es gibt Fossilienfunde, die darauf hinweisen, dass die Berberaffen vor über einer Million Jahren auch im Süden Europas heimisch waren.

Brian legt grossen Wert darauf, die Tiere nicht zu stören. Er lässt den Affen Raum, sie sollen zu uns kommen, wenn sie wollen. Und siehe da, mit etwas Abstand, Respekt und ohne Futter anzubieten wird man plötzlich Teil einer Berberaffengruppe, die in einem Wäldchen herumklettert, spielt und Fellpflege betreibt. Monkey Talk heisst die Tour, die Brian seit vielen Jahren mit Erfolg anbietet. Und der Name ist Programm, man erfährt so viel über unsere nächsten Verwandten, ihr Sozialverhalten und Familienleben, dass man kaum Zeit zum Fotografieren hat, es ist aber auch keine Fototour. Ich konnte mit dem letzten Licht gerade noch einige Bilder einfangen.

Auf dem Bild ist eine Berberaffen-Mutter zu sehen, die ihr junges säugt. Im Hintergrund geht die Sonne unter.
(c) Armin Schädeli

Die Berberaffen (Macaca sylvanus) Berberaffen sind eine Makakenart und leben, wie ihr wissenschaftlicher Name sagt, vorwiegend in Wäldern (lat. silva = Wald). Die Art ist gemäss der IUCN gefährdet. Es leben aktuell rund 7000 Tiere in Marokko und in Algerien. Die kleine Population in Gibraltar wurde von den arabischen Eroberern der iberischen Halbinsel eingeführt. Berberaffen leben in

Auf dem Bild sind zwei Berberaffen auf einem Baum zu sehen.

Gruppen, deren Kern Weibchen bilden, die miteinander verwandt sind. Die Männchen kümmern sich ebenso wie die Weibchen um die Aufzucht der Jungen. Sie spielen mit ihnen und betreiben Fellpflege. Und dies, obwohl ein Affe nicht wissen kann, ob er tatsächlich der Vater eines bestimmten Affenbabys ist, denn die Weibchen paaren sich mit mehreren Männchen. Mehr zu den Vorteilen der gemeinsamen Jungenaufzucht findest du hier.

Ein junger Berberaffe, der auf dem Rücken liegt.
Rumhängen in Gibraltar (c) Armin Schädeli

Praktische Tipps Beste Reisezeit: Gibraltar kann ganzjährig besucht werden. Als ideale Reisezeit gelten die Monate April bis Oktober. In den Sommermonaten sollte man die Tour mit genügend Vorlauf buchen. Mitnehmen: Gutes Schuhwerk. Es geht abseits der touristischen Pfade über Stock und Stein. Unterlassen: Das Füttern der Affen ist verboten. Aus gutem Grund: Die Affen können krank werden. Zudem verlieren sie ihre natürliche Scheu vor den Menschen, was angesichts ihres kräftigen Gebisses keine gute Idee ist. Kontakt und Reservation: https://www.facebook.com/MonkeyTalkGibraltar/.

Kleiner Exkurs - smarte Makaken

Makaken sind schlau und lernfähig. In Bali haben sich Langschwanzmakaken darauf spezialisiert, den Besuchern eines Tempels Gegenstände wie Hüte oder Brillen zu entwenden und diese gegen Futter einzutauschen. Die älteren und erfahreneren Affen konzentrieren sich auf lukrativere Beute. Sie haben gelernt, dass die Menschen bei den wertvollen Gegenständen wie Smartphones grosszügiger sind und sich bessere Tauschgeschäfte machen lassen 😊.




Das Wild Moments Rating  ⭐ bis ⭐⭐⭐⭐⭐ Sterne Wie wild war es? ⭐ ⭐⭐⭐ Okay, wir sind im vom Tourismus geplagten Gibraltar, wie wild kann es da schon sein? Nun, wilder als man denkt. Ich hätte nicht erwartet, dass man diese an Menschen gewöhnten Berberaffen hier streckenweise so erleben kann, als wäre man irgendwo im Atlasgebirge. Wie gross sind die Erfolgschancen? ⭐⭐⭐⭐⭐ Die Affen sind immer da und Brian weiss, wie sie sich im Verlaufe des Tages bewegen. Wie nachhaltig war es? ⭐⭐⭐⭐ Inmitten des nicht nachhaltigen Massentourismus von Gibraltar ist die Tour eine kleine Oase. Brian lässt den Tieren ihren Raum und er besteht darauf, dass die Teilnehmer der Tour dasselbe tun. Wie familienfreundlich ist die Aktivität? ⭐⭐⭐⭐ Es handelt sich um eine Aktivität, die gut für Familien geeignet ist. Gerade Kinder sind von Affen oft fasziniert, da sie uns so ähnlich sind. Ein gewisses Alter sollten die Kinder aber schon haben, denn die Erläuterungen von Brian sind genauso interessant wie ausführlich. Kleine Kinder könnten sich mit der Zeit ein wenig langweilen. Wie gut eignet sich die Aktivität für Wildlife-Fotografie?  ⭐⭐⭐⭐ Man besucht mehrere gute Locations abseits der touristischen Trampelpfade. Die Herausforderung ist, dass Brian so viel weiss, dass man fast nicht zum Fotografieren kommt.


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